Einmal lebte ein armer Holzfäller in einem kleinen Dorf in Japan. Trotz seiner Armut war er ein freundlicher und großzügiger Mann, der immer bereit war, anderen zu helfen. Eines kalten Wintertages fand er einen Kranich, der in einer Falle gefangen war. Ohne zu zögern befreite er den Vogel und ließ ihn frei.
Einige Tage später klopfte eine wunderschöne, junge Frau an seine Tür. Sie sagte, sie habe kein Zuhause und nirgendwo, wo sie hingehen könne. Der Holzfäller, der sich an seine gute Tat erinnerte, lud sie ein, bei ihm zu wohnen. Die Frau, die sich als Tsuyu vorstellte, dankte ihm und zog ein.
Tsuyu war nicht nur schön, sondern auch fleißig und hilfsbereit. Sie half dem Holzfäller bei der Hausarbeit und kochte köstliche Mahlzeiten für ihn. Der Holzfäller war so von ihrer Freundlichkeit und Schönheit beeindruckt, dass er bald um ihre Hand anhielt. Tsuyu stimmte zu und sie lebten glücklich zusammen.
Eines Tages, als der Winter härter wurde und das Paar kaum noch Essen hatte, schlug Tsuyu vor, eine Decke zu weben, die sie verkaufen könnten. Sie bat den Holzfäller jedoch, ihr nicht zuzusehen, während sie webte. Der Holzfäller stimmte zu und Tsuyu verschwand in einem Raum mit einem Webstuhl.
Tage vergingen und Tsuyu kam nicht aus dem Raum heraus. Der Holzfäller machte sich Sorgen, aber er hielt sein Versprechen und schaute nicht hinein. Schließlich kam Tsuyu heraus, erschöpft und dünn, aber mit einer wunderschönen, glänzenden Decke in ihren Händen.
Die Decke war so schön, dass sie schnell verkauft wurde und genug Geld einbrachte, um das Paar durch den restlichen Winter zu bringen. Aber die Neugier des Holzfällers war geweckt und er konnte nicht widerstehen, einen Blick in den Raum zu werfen, als Tsuyu eine weitere Decke webte.
Zu seiner Überraschung fand er keinen Menschen in dem Raum, sondern einen Kranich, der Federn aus seinem eigenen Körper zog und sie in die Decke webte. Der Holzfäller erkannte, dass Tsuyu der Kranich war, den er gerettet hatte, und ihre Schönheit und Güte waren ihr Dank an ihn.
Als Tsuyu bemerkte, dass ihr Geheimnis entdeckt worden war, verwandelte sie sich zurück in einen Kranich und flog davon, indem sie ein letztes Mal dankbar zu dem Holzfäller zurückblickte. Obwohl der Holzfäller traurig war, sie gehen zu sehen, war er froh, dass er ihr geholfen hatte und dankbar für die Zeit, die sie zusammen verbracht hatten.
Die Geschichte „Die Kranichfrau“ ist ein beliebtes japanisches Volksmärchen, das die Themen Dankbarkeit, Respekt und das Halten von Versprechen behandelt. Es lehrt uns, immer freundlich und hilfsbereit zu sein, denn man weiß nie, wann und wie unsere guten Taten belohnt werden.
6 Kommentare
Es ist traurig, dass die Kranichfrau am Ende gehen muss. Aber ich schätze, das macht die Geschichte umso eindrucksvoller.
Vielen Dank für Ihren Einblick, Max. Ja, das Ende ist bittersüß, aber es verleiht der Geschichte einen bleibenden Eindruck.
Diese Geschichte ist so bewegend. Die Idee, dass die Kranichfrau Federn aus ihrem eigenen Körper zieht, um die Decken zu weben, ist wirklich herzzerreißend.
Vielen Dank für Ihren Kommentar, Johannes. Ja, diese Geschichte hat wirklich starke emotionale Elemente, die sie so bewegend machen.
Ich liebe die Moral dieser Geschichte – immer freundlich und hilfsbereit zu sein, denn man weiß nie, wann und wie unsere guten Taten belohnt werden.
Sie haben Recht, Laura. Die Botschaft der Güte und Dankbarkeit ist das Herzstück dieser Geschichte.