In einem fernen, verborgenen Land, das in den Falten der Nacht eingebettet lag, arbeitete ein besonderer Handwerker, der von allen nur der Traumbauer genannt wurde. Seine Werkstatt war gefüllt mit Flaschen voller flüsternder Winde, Gläsern mit leuchtenden Sternenstaub und Regalen, auf denen Träume in allen Farben des Regenbogens ruhten. Der Traumbauer hatte die Gabe, die Träume zu weben, die in den Schlaf der Kinder auf der ganzen Welt übergingen.
Eines Nachts, als ein sanfter Schimmer den Himmel erfüllte und die Welt in einen friedlichen Schlummer versank, erhielt der Traumbauer einen besonderen Besuch. Ein kleines Mädchen namens Lina stand plötzlich vor ihm, ihre Augen groß und neugierig.
„Du bist der Traumbauer, nicht wahr?“, fragte sie mit einer Stimme so zart wie der Flügelschlag eines Schmetterlings.
Der Traumbauer lächelte warm. „Das bin ich. Aber wie hast du den Weg hierher gefunden, kleines Menschenkind?“
„Ich habe von dir geträumt“, antwortete Lina. „Und in meinem Traum sagtest du, ich dürfe dir eine Nacht lang zusehen.“
„Ah“, sagte der Traumbauer, „dann muss es so sein. Komm, setz dich zu mir. Heute Nacht wirst du Zeugin, wie Träume geboren werden.“
Lina setzte sich auf einen kleinen Hocker und beobachtete gespannt, wie der Traumbauer begann, einen Traum zusammenzustellen. Er nahm eine Prise Glitzer aus einem Glas und streute sie in eine schimmernde Schale.
„Was ist das?“, fragte Lina.
„Das ist Sternenstaub. Es hilft den Träumen, zu leuchten und den Weg zu dir zu finden“, erklärte der Traumbauer.
Er nahm dann eine Handvoll flüsternder Winde und wob sie sorgfältig in das schimmernde Geflecht. „Und das?“, wollte Lina wissen.
„Die Winde bringen den Klang der Ruhe und den Hauch des Abenteuers“, sagte er.
Stunde um Stunde arbeiteten sie Seite an Seite – der Traumbauer und das Mädchen, das lachte und staunte, während die Nacht tiefer wurde. Schließlich neigte sich die Arbeit dem Ende zu.
„Dein Traum ist fast fertig, Lina. Was möchtest du erleben?“, fragte der Traumbauer.
Lina dachte nach. „Ich möchte fliegen und mit den Tieren sprechen können. Und ich möchte eine Prinzessin sein in einem Schloss aus Wolken.“
„Sehr wohl“, sagte der Traumbauer und fügte all diese Dinge in die schimmernde Masse des Traums.
Als der Traum fertig war, legte der Traumbauer ihn sanft in Linas offene Hände. „Dies ist deine eigene, besondere Kindergeschichte zum Einschlafen. Sie wird dich durch die Nacht begleiten und deine Träume mit Freude füllen.“
Lina gähnte und ihre Augen wurden schwer. „Kann ich jetzt schlafen gehen?“, murmelte sie.
„Natürlich, mein Kind. Dein Traum wird dich in eine Welt der Wunder tragen.“
Der Traumbauer hob Lina hoch und legte sie in ein Bett, das weicher war als Wolken. Und während sie schlief, begann ihr Traum Wirklichkeit zu werden. Sie flog über die Sterne, sprach mit den Tieren und war die Prinzessin ihres eigenen wunderbaren Reiches.