Es war einmal ein kleiner Bär, der in einer gemütlichen Höhle tief im Herzen des Waldes lebte. Er hatte ein weiches Fell, das so braun war wie die Kastanien, die im Herbst von den Bäumen fielen, und große, neugierige Augen, die im Mondlicht funkelten.
Der kleine Bär konnte eines Nachts nicht schlafen. Er wälzte sich hin und her, kuschelte sich in sein warmes Nest aus Blättern und Moos, doch seine Augen blieben weit offen. Sein Geist war wie ein kleiner, munterer Fisch, der von einer Frage zur nächsten schwamm: „Warum leuchten die Sterne? Woher kommt der Wind?“
Schließlich konnte der kleine Bär nicht länger in seiner Höhle bleiben. Er stand auf, tapste zur Höhlentür und schaute in den sternklaren Nachthimmel. „Vielleicht“, dachte er, „wenn ich ein bisschen durch den Wald spaziere, finde ich die Antworten auf meine Fragen und kann dann schlafen.“
Also machte sich der kleine Bär auf den Weg. Der Wald war nachts ein magischer Ort, voller Schatten und sanfter Geräusche, die tagsüber nicht zu hören waren. Der Wind strich sanft durch das Laub und trug den Duft von Kiefern und Erde mit sich.
„Wind“, flüsterte der kleine Bär, „kannst du mir sagen, woher du kommst?“
Der Wind antwortete mit einem sanften Säuseln, das durch die Blätter strich: „Ich reise über die weiten Ebenen, klettere über die höchsten Berge und streiche über die tiefsten Meere. Ich bin ein Wanderer, der niemals ruht.“
Der kleine Bär lauschte und dachte darüber nach. „Das klingt nach einem großen Abenteuer“, murmelte er.
Weiter ging er, bis er unter dem silbrigen Schein des Mondes an einer Lichtung ankam. Hier blickte er empor zu den funkelnden Sternen und fragte: „Sterne, warum leuchtet ihr so hell am Himmelszelt?“
Eine weiche, melodiöse Stimme antwortete, als ob sie direkt aus dem Himmel käme: „Wir sind die Wächter der Nacht, kleine Funken der Ewigkeit, die die Dunkelheit erhellen. Wir sind weit entfernt, und doch scheinen wir nah, damit Träumer wie du uns sehen und sich wundern können.“
Der kleine Bär fühlte sich durch diese Worte getröstet und ein wenig müder als zuvor. Er gähnte und dankte den Sternen, bevor er seinen Weg fortsetzte.
Als nächstes kam er an einem alten, knorrigen Baum vorbei, dessen Äste sich wie die Arme eines freundlichen Großvaters in den Himmel streckten. „Baum“, sagte der kleine Bär, „was macht dich so stark?“
Der Baum knarrte leise, als er sich im Wind wiegte: „Ich wachse langsam, trinke das Sonnenlicht und nähre mich von der Erde. Meine Wurzeln reichen tief, und meine Zweige erreichen nach den Sternen. Die Zeit macht mich stark.“
Der kleine Bär saß eine Weile da und lehnte sich an den Baum. Er spürte, wie seine Augen schwerer wurden, aber er hatte noch eine letzte Frage.
„Mein lieber Wald“, murmelte der kleine Bär, „warum flüsterst du nachts deine Geheimnisse?“
Der Wald antwortete nicht mit Worten, sondern mit einem sanften Rauschen, das den kleinen Bären in eine tiefe Stille hüllte. Es war, als würden die Bäume, die Winde, die Sterne und der Mond zu ihm sprechen, alle zusammen, in einer Sprache, die nur das Herz hören konnte.
Und in diesem Flüstern des Waldes fand der kleine Bär endlich die Ruhe, nach der er sich gesehnt hatte. Er legte sichunter einen großen Farn und kuschelte sich in das weiche Moos. Der Wald sang weiterhin seine alten Lieder, und der kleine Bär schloss seine Augen, lauschte dem Wind, der durch die Bäume strich, und dem sanften Murmeln des nahen Baches.
Die Stimmen des Waldes wurden zu einer süßen Melodie, die ihn in seine Träume trug. Und während er dort lag, umfangen von der Wärme der Erde und dem Glanz der Sterne, fühlte der kleine Bär, wie seine Fragen leise Antworten fanden, die in den Schlummer flüsterten.
In dieser Nacht lernte der kleine Bär, dass manche Antworten nicht in Worten gefunden werden, sondern in der Stille zwischen den Worten, im Flüstern des Waldes und in den ruhigen Momenten, die das Herz füllen, bevor es sich den Träumen hingibt.
Als die ersten Schimmer des Morgens den Himmel erhellten und die Vögel mit ihrem fröhlichen Gesang den neuen Tag begrüßten, erwachte der kleine Bär. Er streckte sich und gähnte, und ein Lächeln spielte um seine Lippen. Er fühlte sich ausgeruht und bereit für ein neues Abenteuer.
„Aber zuerst“, sagte er zu sich selbst, „sollte ich nach Hause gehen und etwas schlafen. Denn heute Nacht habe ich viel gelernt, und jede Kindergeschichte zum Einschlafen hat auch ein Ende.“
Und so ging der kleine Bär zurück zu seiner Höhle, getragen von den Geheimnissen des Waldes und den Antworten, die er in seinen Träumen gefunden hatte. Er wusste, dass er jede Nacht, wenn die Sterne am Himmel stehen und der Wind sanft durch die Bäume weht, immer einen Ort haben würde, an den er gehen konnte, um neue Fragen zu stellen und die Flüstern des Waldes zu hören.
Und von da an schlief der kleine Bär jede Nacht tief und fest, mit einem Herzen voller Wunder und einem Geist, der in süßen Träumen ruhte.